Smoking Lounge
 
Der Couchtisch meiner Kindheit war ein grazil gebautes niedriges Möbel. Seine Platte war die sensibelste Oberfläche unserer Wohnwelt. Oft stand ein voller Aschenbecher darauf. Mein Vater konnte mit Zigarettenrauch Ringe in die Luft paffen, die sich kuntsvoll durchdrangen. Wir Kinder wetteiferten darum, wer ihm ein neues Päckchen am Automat ziehen durfte. Mein Vater rauchte Ernte 23, zur Not auch mal HB. Ein ähnlicher Tisch, den ich in einem stillgelegten Hotel in Bad Ems gefunden habe, wird zum Tableau meiner Erinnerung und zur subtilen Rache an der tabuisierten Oberfläche des Möbels. Die Filter von 210 Zigaretten fügen sich in der perforierten Tischplatte zu einem feinen Intarsienmuster.
(...) "Der Smoking Table persifliert die kontraproduktive Leidenschaft der Kurpatienten. Die wunderbare Intarsie der in den Tisch eingelassenen Zigaretten verbirgt unter der Oberfläche die abbrennbaren Stalaktiten der Glimmstengel. Energie und Räumlichkeit des rauchenden Objekts transformiert sich unter dem Tisch und erfüllt die Prophezeiung des Titels." (...)
 
Papia Oda Bandyopadhyay im Jahrbuch des Künstlerhaus Schloß Balmoral 2002>>